Bericht über den Einsatz eurer Spenden in Ghana

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer der Elena Haasen Library!

Vom 12. bis 23. Januar waren wir an der Agbedrafor School in Tegbi, Ghana, die Schule mit der Elena gewidmeten Bibliothek. Wir hatten viele Sport-, Buch- und Schuhspenden, aber vor allem finanzielle Mittel in Höhe von circa 5000 Euro (Spendeneinnahmen seit dem letzten Besuch im Januar 2018) dabei. Hiermit möchten wir eine kurze Darstellung der Situation an der Schule und der Verwendung der Spenden liefern.

Situation an der Agbedrafor Schule in Tegbi

Die Agbedrafor Schule befindet sich in der Volta Region, neben der Nordregion die zweitärmste Region in Ghana. Die Bevölkerung, die ihre Kinder an die Agbedrafor Schule schicken, leben fast ausschließlich vom Fischfang und der Landwirtschaft. Der Fischfang ist in den letzten 20 Jahren aufgrund der großen Fischfangflotten aus China und der EU, die vor den Küsten West Afrikas (teilweise illegal) fischen, deutlich zurückgegangen. Die Landwirtschaft leidet unter dem Klimawandel, da z.B. die letzte Regenzeit viel weniger Regen brachte als zuvor. Daher wächst der Großteil der Schulkinder in prekären Verhältnissen auf. Kinder müssen häufig bei der Arbeit mithelfen und können dadurch nicht regelmäßig in die Schule gehen oder kommen verspätet.
Die Ausstattung der Schulen ist zwar personell nicht so schlecht (Agbedrafor Schule: mittlerweile 1 Lehrer auf 30 Kinder), aber Schulbücher sind vom Staat nur alle 5 Jahre vorgesehen, wobei auch nach 5 Jahren selten Ersatz kommt. Finanzielle Mittel für den Erhalt der Schule sind nicht vorgesehen – die Kinder müssen die Schule putzen, benötigte Gelder für andere Materialien und Strom werden von den Eltern neu angemeldeter Kinder erbeten. Es existierte ein Zugang zu fließendem Wasser – da dieser Zugang aber nicht offiziell gelegt wurde, ist dieser Ende 2017 abgestellt worden, bis die Schule einen extra Zähler hierfür bezahlt – bei fehlenden Mitteln blieb dieses aus und die Schule ist auf Wasser aus umliegenden, nicht sauberen Brunnen, dass in Schüsseln getragen werden muss, angewiesen.
Im März 2015 wurde die Elena Haasen Library durch die Organisation Hope for Ghana eröffnet, im Oktober 2015 durch Computer mit Lehrdateien ergänzt. Seit 2016 sind wir nun zum fünften Mal (in unterschiedlicher Besetzung) zu Besuch in Tegbi gewesen.

Verwendung der Spenden

Die Schuhspenden wurden an die bedürftigsten Kinder der Schule verteilt – mit Hilfe der Schuhe, die wir in den letzten Jahren gebracht haben, ist der Anteil der 600 Kinder ohne Schuhe deutlich zurückgegangen. Zusammen mit den Schuhspenden der letzten Jahre haben nun circa 25% der Kinder Schuhe über uns erhalten. Die Sportartikel, vor allem Fußballtrikots und Leichtathletikhemden, gehen in den Besitz der Schule und werden von den Schulmannschaften bei Wettbewerben getragen.

Wie auch in den letzten beiden Jahren, haben wir wieder Uniformen machen lassen für die Kinder, die aufgrund mangelnder Ressourcen nur kaputte oder gar keine Uniformen haben, sich dabei oft schämen, in die Schule zu kommen. In den letzten beiden Jahren konnten wir schon für 85 Kinder und bei dieser Reise für weitere 31 Kinder Uniformen machen lassen. Somit haben circa 20% der Kinder nun Uniformen über uns erhalten, womit sich das Erscheinungsbild der Schule deutlich verändert hat (Kosten dieses Jahr: 300 Euro).

Im letzten Jahr war ein Schwerpunkt unserer Arbeit die Beschaffung von Lehrbüchern aufgrund des katastrophalen Zustandes in vielen Fächern, wo der Lehrer nur eine Kopie eines Lehrbuches besaß und es keine weiteren Lehrbücher für die Schülerinnen und Schüler gab. Wir hatten im Januar 2018 circa 600 Lehrbücher gekauft und damit die Lage etwas entspannt. Dieses Jahr konnten wir weitere 800 Lehrbücher kaufen, so dass mittlerweile in fast allen Fächern ausreichend Lehrbücher vorhanden sind. Nun müssen sich nicht mehr als 2 Schülerinnen und Schüler ein Lehrbuch im Unterricht teilen (Kosten: 2200 Euro).

Neben gespendeten Büchern aus den USA, die wir mitgebracht hatten, konnten wir für die Elena Haasen Library weitere Bücher kaufen: neben Erzählungen, Bilderbücher in Englisch waren es wieder einige Bücher in deren afrikanischer Sprache (Ewe). Damit wurde die Bibliothek um circa 100 Bücher erweitert (Kosten: circa 100 Euro).

Wie auch letztes Jahr haben wir für die Schulklassen verschiedene Lehrmaterialien gekauft, dieses Mal vor allem Zeichenbretter und -schienen für den Unterricht Pre-Technical Skills (Kosten: circa 100 Euro). Weiterhin wurde aufgrund mangelnder Finanzen für die Schule die Elektrizitätsrechnung der letzten beiden Monate gezahlt, um das Abschalten des Stroms zu vermeiden (Kosten: circa 40 Euro). Ein großer Veranstaltungsraum in der Schule wurde früher durch Trennwände zu 3 Klassenzimmern unterteilt – da die Trennwände jedoch kaputt gegangen waren und Ressourcen zur Reparatur nicht vorlagen, wurde der Veranstaltungsraum von 2 Klassen benutzt, eine an jedem Ende. Um die Raumnot zu entschärfen wurde ein lokaler Tischler gebeten, die Trennwände im Veranstaltungsraum notdürftig wieder herzustellen. Auch die Reparatur von 10 Schulbänken (Einheit von Bank und Tisch für 2-3 Schülerinnen oder Schüler) wurde von dem Tischler in Angriff genommen (Kosten: circa 260 Euro).

Es gab dieses Jahr vor allem zwei neue Bereiche, für die Spenden verwendet wurden: Krankenversicherung und Mädchenaufklärung.

Ghana ist das einzige westafrikanische Land, welches seit 2003 eine nationale, bezahlbare Krankenversicherung anbietet. Die Krankenversicherung kostet für unter 18- und über 65-Jährige circa 1,50 Euro für das erste Jahr und 1 Euro jedes Jahr danach, für 18- bis 64-Jährige 4,50 Euro für das erste Jahr und 1 Euro in den folgenden Jahren. Trotz des niedrigen Beitrages sind nur ein Drittel aller Menschen in Ghana krankenversichert, entweder weil auch der geringe Beitrag nicht aufgebracht werden kann oder weil die Notwendigkeit nicht verstanden wird. Der Anteil der nicht versicherten Kinder ist besonders groß. An der Agbedrafor Schule waren wenigstens die Hälfte versichert. Wir nahmen uns vor, den Anteil zu erhöhen: In einem Gespräch mit der entsprechenden Behörde NHIS konnten wir erreichen, dass eine mobile Registrierungseinheit einen Tag in die Schule kam um 55 Schülerinnen und Schüler zu registrieren, darunter auch fünf mit chronischen Krankheiten, die bisher noch nie eine Krankenversicherung hatten. In einer Zeremonie wurden danach die Versicherungs-karten den Schülerinnen und Schülern durch den Verantwortlichen des NHIS überreicht und die Bedeutung der Krankenversicherung allen erklärt (Kosten: circa 150 Euro).

Schülerinnen in Ghana gehen einerseits während ihrer Menstruation häufig nicht in der Schule, um der Scham bei Blutflecken zu entgehen (macht im Durchschnitt Fehltage von insgesamt 2 Jahren im Schulleben eines Mädchens aus!), und sind andererseits in den letzten Jahren zunehmend von einer hohen Rate an Teenager Schwangerschaften betroffen. Der normale Lehrplan sieht zwar Aufklärung vor, ein Blick in die Lehrbücher verrät jedoch, dass in 2 von 3 Lehrbüchern der 8. Klasse nur Abstinenz als Verhütung der Schwangerschaft dargestellt wird! Mit Hilfe der auch in Ghana ansässigen Organisation Days for Girls konnten wir eine (derzeit in Ausbildung zur Hebamme befindlichen) Gemeinde-Krankenschwester (community nurse) aus der Region gewinnen, um zwei Trainings für Reproductive Health für die entsprechenden Schülerinnen zu machen, in denen auch jede Schülerin ein sanitary kit (waschbarer Stoffträger für einlegbare Stoff-Pads, der in der Unterhose befestigt wird) erhielt. Die Tatsache, dass diese Krankenschwester Rose, eine dynamische kluge engagierte Frau, mit einer sehr energiereichen Ausstrahlung die Trainings für die 80 Schülerinnen weitestgehend in der afrikanischen Sprache Ewe machen konnte, erhöhte deutlich bei den Schülerinnen die Akzeptanz. Viele Schülerinnen legten ihre Scheuheit ab und waren aktiv in den Trainings involviert. Auch wenn Schulleiter und Biologielehrer zunächst wenig Verständnis dafür hatten, dass keine Männer während der Trainings anwesend sein durften, konnten die Trainings in einem geschützten Rahmen stattfinden. Es sind weitere Follow-up Besuche für die Mädchen durch Rose geplant als auch Trainings für Schüler (wobei der Plan, jedem Schüler ein Kondom auszuhändigen, vom Schulleiter nicht zugelassen wurde – es würde die Jungs zu mehr Sex verleiten…). Trotzdem muss die Tatsache, dass wir erstmals dieses Thema an der Schule angehen konnten, als Erfolg gewertet werden – steter Tropfen höhlt den Stein… (Kosten: circa 650 Euro).

Der Kontakt zu den Lehrerinnen und Lehrern, aber auch zu den Schülerinnen und Schülern, hat sich über die Jahre verbessert und wir bekommen von vielen Seiten mit, dass in der Agbedrafor Schule die Lage sich deutlich verbessert hat. Das führt aber zu einer Schieflage in der Region, da die Schule im Vergleich zu anderen Schulen im Vorteil sich befindet. Daher haben wir überlegt, in Zukunft an weiteren Schulen Bibliotheken einzurichten. Hierzu haben wir zwei Schulen ins Visier genommen – unsere Kontaktperson in Ghana, ein Kinderrechtsaktivist namens Platini Ashiagbor, der auch die Agbedrafor Schule für die Einrichtung der Elena Haasen Library ausgesucht hatte, wird nun diese beiden anderen Schulen erkunden, um zu prüfen, ob Schulleitung und Kollegium an den beiden Schulen interessiert und engagiert sind. Die verbleibenden 1200 Euro, die wir bei dieser Reise nicht ausgegeben haben, sind somit für diese beiden Projekte als auch für weitere Unterstützung der Agbedrafor Schule vorgesehen. Da die Einrichtung einer neuen Bibliothek circa 6000 Euro kostet, werden wir nächstes Jahr eine größere Spendensumme brauchen!

Wir als auch alle Betroffenen in Ghana sind allen Spenderinnen und Spendern sehr dankbar. Auch in Zukunft können Spenden (von der Steuer absetzbar) über folgendes Konto für dieses Projekt getätigt werden:
Spendenkonto: JUSP Fanladen St. Pauli
IBAN: DE37 2005 0550 1045 2109 35
Swift: HASPDEHHXXX
Betr: Elena Haasen Library

Anke Kleinemeier & Christian Haasen

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